Über „Cello-impossibile“

unter diesem – mit Absicht etwas ironisch-doppeldeutigen – Namen wende ich mich mit meinem neuen kleinen Eigenverlag an eine Kundschaft, die  – wie ich selbst – darauf angewiesen ist, ständig Repertoire  für die Cello-Schüler*innen zu finden – und wo es noch keines gibt, welches zu schaffen…

Ich selber spiele nur mäßig Klavier- deshalb habe ich schon früh damit begonnen, meine Schüler am Cello statt am Klavier zu begleiten.

Mein Bearbeitungsrepertoire umfasst zunächst das typische „Standartrepertoire“ für Cello – z.B. die Kompositionen von G. Fauré (z.B. „Sicilienne“, „Papillon“ – aber auch „Elégie“), C. Saint-Saens („Schwan“, „Allegro appassionato“) oder M. Bruch („Kol Nidrei“) – diese und andere Werke habe ich so für 2 Celli umgearbeitet, dass der Haupt-Cellopart unverändert bleibt – ich biete diesen Part dann mit oder ohne Fingersätze an (den Solopart als Urtext). Das zweite Cello vereinigt in sich Bassgänge, Harmonik und Signalmotive – eine Art „Celloauszug“. Heraus kommt eine ansprechende Duo-Version, die zwar primär dem Begleiten beim Unterricht dient, darüber hinaus aber auch  Grundlage für Schülervorspiele oder kleine Konzerte sein kann.

Ein weiterer Schwerpunkt sind „Classic-Highlights“, die Kindern und Jugendlichen vom Hören her bekannt sind – z.B. das Arioso aus Bachs Kantate BWV 156, die Händel-Arie „Lascia ch´io pianga“, Schumanns „Träumerei“ oder die Meditation aus Massenets Oper „Thaïs“ bis hin zu Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ – Celloduo-Arrangements, die sich auch für Gelegenheitsjobs unter Profis eignen.

Darüber hinaus gibt es viele Stücke aus dem Bereich der Film-Musik, die den Schülern vom Hören her bekannt sind, daher für hohe Motivation sorgen – wichtig in Zeiten, wo durch Corona der PC allzu sehr zum Lebensmittelpunkt der Jugendlichen geworden ist…. Titel wie „Fluch der Karibik“, „Schindlers Liste“, „Harry Potter“, „Game of Thrones“, oder „Let it go“ sind heutzutage viel langlebiger als die aktuellen Chart-Titel – weswegen sich da Arrangements wirklich lohnen! Ich bearbeite sie z.T. als Strophenlied oder als Medley zu Duostücken von 3-5 Minuten in verschiedenen Schwierigkeitsstufen; dabei lasse ich zumeist die Melodiestimme so unverändert wie möglich – und zwar so, dass die tatsächlich zu hörende Melodie möglichst genau übernommen wird (oft wird ja die ursprüngliche Notation vom jeweiligen Sänger mehr oder weniger stark verändert) – auch unter Aufrechterhaltung der Originaltonart – damit die Schüler in die Lage kommen, dem Original folgend mitzuspielen. Der „Wiedererkennungseffekt“ ist bei solchen Instrumentalversionen meiner Erfahrung nach besonders wichtig. Momentan bin ichnoch dabei, mir von den Urheberrechtsinhabern die Bearbeitungsrechte einzuholen. Demnächst werde ich hoffentlich damit loslegen können…

Auch das deutsche Liedgut versuche ich wieder aus der Versenkung hervor zu holen durch Arrangements gängiger – v.a. älterer – Lieder (auch Weihnachtslieder) – im Stil meist der Entstehungsgeschichte des jeweiligen Lieds folgend. Hier gebe ich auf der Partitur auch andere Strophen als Text mit an. Dabei biete ich zwei Begleitstimmen: eine erste auf dem gleichen technischen Niveau der Hauptstimme, so dass die Schüler sich gegenseitig begleiten können – und eine bewegtere „Lehrerstimme“. Es sind auch beide Begleitstimmen kombinierbar, so dass ein 3-stimmiger Satz entsteht.

Sie werden es nicht glauben – es gibt Kinder, die „Hänschen klein“ oder „Der Kuckuck und der Esel“ nicht kennen – aber beim Hören begeistert davon sind. Auch die Lust von Grundschülern auf Kanons aller Art ist bemerkenswert – warum sollte man die nicht unterstützen?

Die letzte Kategorie bilden die Aufbaustücke für Kinder und Jugendliche. Hier habe ich einige Stücke zusammengestellt, die die alltäglichen Spieltechniken allmählich aufbauen – Tänze für Kinder am Anfang, 5 Fantasien im „Alten Stil“ zum Aufbau des Lagenspiels, zuletzt Bearbeitungen bekannter Etüden zu zweistimmigen Duetten.

Im „Shop““ in den angegebenen „Produkt-Kategorien“ (Cello-Klassiker, Classic-Highlights, Filmmusik, Eigenkompositionen, Lieder, Aufbaustücke für Kinder) finden Sie die jeweils erste Seite der Arrangements zum Reinschauen – immer mit Hörbeispiel. Diese habe ich durch Selbsteinspielung mittels Loop-Station (ohne Schnitte) erstellt – kurze Stücke in voller Länge, bei längeren nur in einem Ausschnitt.

Gegen die Bezahlung von 5,- bis 15,- EUR via Paypal können Sie sich die Arrangements als PDF herunterladen (Partitur, Einzelstimmen, bei Klassikern ggf. auch eine unbezeichnete Urtext-Stimme).

Sollten Sie mit meiner Arrangement-Lösung unzufrieden sein, melden Sie sich einfach unter meiner Email-Adresse martin@burkhardt-koeln.de – individuelle Änderungen sind jederzeit möglich. Ich freue mich über Feedback aller Art („…zu aufwändig, zu einfach, zu schwer…“).

Aufführungen im privaten und im Musikschulbereich genehmige ich Ihnen gern. Beachten Sie aber bitte, dass Filmmusiktitel in der Regel – ganz unabhängig von meinen Arrangements – urheberrechtlich geschützt sind; zwar hole ich mir selbst für die jeweiligen Arrangements bei den Rechteinhabern die erforderlichen Genehmigungen ein; falls Sie diese Titel aber öffentlich spielen, sind sie – wie alle Musikstücke, die urheberrechtlich geschützt sind – grundsätzlich GEMA-anmeldepflichtig.

Da die Bearbeitungsrechte für die Filmmusikarrangements noch auf sich warten lassen, habe ich mich in der Zwischenzeit mit einem neuen Projekt beschäftigt: ich habe neues Repertoire für Cello-Fünfsaiter erschaffen!

Immer mehr Kolleg:innen besitzen mittlerweile ein 5-saitiges Instrument – und seit dem Erfolg des Cello-Duos Sulic/Hauser ist ein solches Instrument auch kein Privileg für Alte-Musik-Spezialisten mehr – bei Larsen gibt es schon seit Jahren Stahl-e-Saiten für Cello zu kaufen. Da Bachs D-Dur-Suite BWV 1012 bislang das einzige Repertoirestück ist, das ein solches Instrument expressis verbis verlangt, wird es Zeit, das Repertoire zu erweitern. Da ich selbst mit dem Bereich „Aufführungspraxis“ von Anfang an eng verbunden bin, kam mir daher die Idee, bekannte Werke des Barock für dieses Instrument zu adaptieren – und zwar als reine Solo-Kompositionen ohne Begleitung.

Als Mittel dienten mir dabei v.a. „Stile brisé“ („Scheinpolyphonie“) – eine Technik der Lautenisten des 17. Jahrhunderts, deren Satztechnik sich auch später Violinisten wie H. I. Fr. Biber und auch J.S. Bach bei ihren Suiten und Partiten bedienten.

Eine andere Quelle der Satztechnik aus dem Beginn des 17. Jahrhundert ist die „Diminution“ – eine Art der Auszierung von Melodiebögen in schnellen Noten („passagi“). Michael Prätorius erwähnt in seinem „Syntagma musicum“ die „Viola bastarda“ (ein sechs-saitiges gambenartiges Instrument), das „gleichsam ein Bastard sei von allen Stimmen, sintemal es an keine Stimme allein gebunden, sondern ein guter Meister die Madrigalien (und was er sonst auf diesem Instrument musizieren will) vor sich nimmt und die Fugen und Harmonie mit allem Fleiß durch alle Stimmen durch und durch, bald oben auf dem Discant, bald unten im Bass, bald in der Mitten aus dem Tenor und Alt heraus suchet, mit Sprüngen und Verzierungen versiehet und also traktieret, dass man ziemlicher Maßen fast alle Stimmen in ihren Fugen und Kadenzen daraus vernehmen kann.“

Komponisten wie Fr. Rognoni hat Diminutionen für Viola bastarda verfasst – sie sind aber keine Solowerke ohne Begleitung, sondern bedürfen zum Verständnis die gleichzeitige Harmonisierung durch das diminuierte Original.

Meine Bearbeitungen stellen den Versuch dar, „Stile brisé“ und „Diminution“ zu kombinieren  – damit eine zusätzliche Begleitstimme überflüssig zu machen.

Ich habe daher Originale aus Spätrenaissance, Frühbarock und Hochbarock verwendet – Highlights ihres Genres:

„Pavana Lacrimae“ von J. Dowland (1590/1604),

„Sonata Prima“ von D. Castello (1629),

„La Follia“ (1700) von A. Corelli und das

Concerto in D op. 3,9 aus „L´Estro armonico“ (1711) von A. Vivaldi (das auch schon J.S. Bach für die Orgel transferiert hatte) in allen 3 Sätzen.

Herausgekommen sind  – technisch zwar sehr anspruchsvolle – aber zum Spielen außerordentlich wirksame Solostücke für das 5-saitige Cello – Sie finden die Bearbeitungen unter der Kategorie „Fünfsaiter-Solo-Arrangements“.

Zur Notation:

Ich habe mir hierbei – wie auch zuvor bei einigen Duo-Arrangements – die „Stile-brisé-Notation“ zu eigen gemacht, d.h. viele sich zeitlich überlappende Motive sind nur spielbar, indem man die jeweils längere Note möglichst unmerklich kürzt, um das drüber/darunter befindliche Motiv neu ansetzen zu können. Zur besseren Lesbarkeit habe ich die längeren (so ja gar nicht spielbaren) Noten in ihren Notenwerten lang gelassen – auch um die Verteilung der jeweiligen Ober-und Unterstimmen optisch besser erfassen zu können; das Geheimnis besteht dann in der „Illusion des Weiterklingens“ … geübte Bach-Suiten-Spieler wissen sofort, was ich damit meine…

Bedburg, 02.01.2022

Martin Burkhardt